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Was uns die Zahlen sagen

25.03.24 (Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

Die erste Begründung für den massiven Verlust ist, dass man ja bei zahlreichen Bundesinvestitionen in Vorleistung getreten sei. Was da tatsächlich noch vom Bund erstattet wird und wie die Zahlen tatsächlich aussehen, müssten sich eigentlich unabhängige Bilanzexperten ansehen. Tatsächlich guckt sich der Bundesrechnungshof den Zustand der DB AG alle zwei Jahre an, zuletzt im vergangenen Jahr und das Ergebnis war fatal: Man hat den Konzern einen „Sanierungsfall“ genannt.

Unabhängig von der insgesamt schweren Eisenbahnkrise in Deutschland ist auch der Großkonzern DB AG in einem katastrophalen Zustand. Sicherlich kann man aktuell noch nicht von einer Überschuldung sprechen, aber dennoch von extrem besorgniserregenden Verbindlichkeiten. Wenn laufende Kredite in den kommenden Jahren bei einem steigenden Zinsumfeld zur Refinanzierung anstehen und dann noch laufende Investitionsprogramme oben drauf kommen, dann wird das ganze zu einem toxischen Cocktail.

Unter Rüdiger Grube hat man gehofft, aus der Problematik herauswachsen zu können: Da hieß, man wolle den Umsatz verdoppeln, entsprechend weniger dramatisch wäre der Schuldenstand gewesen. Verdoppeln, war da nicht was? Genau, aktuell haben wir wieder das Narrativ, dass man die Fahrgastzahlen verdoppeln will – und es ist genauso unrealistisch wie einst das Ziel von Rüdiger Grube, den Konzernumsatz zu verdoppeln. Allerdings drohen in den kommenden Jahren unkalkulierbare Zinsbelastungen für den Konzern.

Wie wird man damit umgehen? Sehr wahrscheinlich wird man eine gezielte Kampagne fahren, die DB AG auf Kosten des Bundeseisenbahnvermögens erneut zu entschulden. Der Rechtsnachfolger der alten Bundesbahn ist, anders als viele denke, nicht die DB AG, sondern das Bundeseisenbahnvermögen. Es ist ein Sondervermögen des Bundes, denn das gibt es tatsächlich nicht erst seit der Zeitenwende und das hat ab dem 1. Januar 1994 die gesamten Altschulden der Bundesbahn und der DDR-Reichsbahn übernommen.

Kaum glauben, aber die DB AG ist am 1. Januar 1994 schuldenfrei gestartet und nicht nur das: Die gesamten Vermögenswerte der alten Bundesbahn sind an die DB AG gegangen. Der ICE 1 beispielsweise war im Jahr 1994 noch nagelneu. Die Züge gingen an die DB AG, die dafür aufgenommenen Kredite hat das Bundeseisenbahnvermögen weiter bedient. Es ist also mitnichten so, dass die DB AG die finanziellen Altlasten der gescheiterten Behördenbahn zu schultern hätte. Das Gegenteil ist der Fall, die gesamte Verschuldung ist nach der Gründung entstanden.

Gerade deswegen wird das ganze hier zum Risiko, aus dem der Konzern sicherlich versuchen wird, auf Kosten des Bundeseisenbahnvermögens aus der Nummer wieder herauszukommen. Es wird dann in auflagenstarken Zeitungen Artikel geben, dass solche Diskussionen geführt würden. Es werden sich Professoren zu Wort melden, die genau das für den richtigen Weg halten und schon wird die Debatte im Raum stehen. Was bleibt sind die strukturellen, ungelösten Probleme.

Siehe auch: DB AG legt Konzernabschluss 2023 vor
Foto: Deutsche Bahn AG / Pablo Castagnola

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